Vor vielen Hunderten von Jahren kamen aus der Fremde zwei sonderbare Männer mit langen Pilgerstäben in unsere Gegend. Beatus und Justus hiessen sie. Überall auf ihrem Weg erzählten sie den Menschen von Jesus Christus. Gar freundlich wurden sie vom Hirtenvolk und den Fischersleuten am Thunersee aufgenommen. Von den Einwohnern erfuhren Beatus und Justus, dass ein gar schrecklicher Drache in den Höhlen bei Sundlauenen sein Unwesen trieb. Die beiden beschlossen, diesen aufzusuchen und zu vertreiben. Als sie am nächsten Morgen den Drachen entdeckten, streckte Beatus dem furchterregenden Ungetüm mutig sein Kreuz entgegen. Darauf stürzte der Drache zischend und fauchend in den Thunersee und ist seither verschwunden.
Beatus richtete nun bei den Höhlen, wo er den Drachen vertrieben hatte, seine Wohnstätte ein, um den Menschen die frohe Botschaft zu verkünden. Von weit her kamen die Leute mit ihren Sorgen zu ihm und fanden Hilfe und Erleichterung. Nach seinem Tod wurde der Ort eine berühmte Wallfahrtsstätte.
Viele Jahre später, während der Reformation im
16. Jahrhundert, wurden die Höhlen zugemauert und die viel besuchte Wallfahrtskirche geschlossen. Dies geschah auf Befehl der Obrigkeit in Bern, die damit die Pilgerreisen unterbinden wollte.
Als Ersatz für die Kapelle wurde aber in Beatenberg eine hölzerne Kirche errichtet. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche durch eine gemauerte ersetzt. Sie hat bis heute ihr schlichtes Aussehen bewahrt und steht unter Denkmalschutz.
Gestern und Heute Nach langer Zeit der Abgeschiedenheit als Bergbauerndorf erlebte Beatenberg während der so genannten Belle Epoque um 1900 eine unvergleichliche Berühmtheit. In einer Zeit, in der sich der Adel mit Reisen beschäftigte, wurde die einzigartige und unverwechselbare Schönheit dieses Ortes von vielen Fürsten und Kaisern hoch geachtet. So kam es, dass in riesigen Grand Hotels goldbetresste Hoteliers den europäischen Hochadel auf dem Beatenberg empfingen. Unter anderen war auch Kronprinz Friedrich von Preussen, der spätere deutsche Kaiser
Friedrich III., ein gern gesehener Gast. Aber auch zahlreiche Russen waren hier, so dass ein Dorfteil in Beatenberg im Volksmund die „Mandschurei“ genannt wurde.
Das Parkhotel und das Gästehaus der Bibelschule – früher als Grand Hotel Viktoria bekannt – sind Zeugen dieser ruhmreichen Vergangenheit. Das grösste Hotel, das legendäre Grand Hotel Regina Palace, wurde ein Raub der Flammen.
Heute ist das Dorf Beatenberg mit seinen rund 1300 Einwohnern ein Ort der Ruhe und Beschaulichkeit. Trotzdem - oder gerade deswegen - ist Beatenberg als idyllischer Sommer- und Winterferienort bei zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland sehr beliebt. Dank der windgeschützten und sonnigen Lage erfreut man sich hier eines angenehmen Klimas. An einem klaren Tag ist die wunderschöne Aussicht auf den Thunersee und die Berner Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau nicht zu übertreffen.
Beatenberger Sagen Der Zwerg und der Kirschbaum
Zur Zeit, da das wilde Völklein in den Flühen und auf den Alpen Burgfeld und Gemmenalp noch sesshaft war, stund in einer Matte im Spirenwald ein alter, grosser Kirschbaum. Derselbe war ausserordentlich fruchtbar und trug alle Jahre, selbst in Fehljahren, die schönsten Kirschen. Man nannte ihn nur den Zwergenbaum, denn wie es heisst, war ein Bergmännlein mit der Bauernfamilie, der der Baum gehörte, eng befreundet und kam oft von den Bergen herunter zu ihr "z'Abesitz". Am häufigsten fand es sich ein, wenn die Kirschen reif waren. Da ging es allemal nach dem Abendsitz zu jenem Kirschbaum, setzte sich auf den untersten Ast – immer auf den gleichen – ass da nach Herzenslust und trug alle an dem Aste noch übrigen Kirschen heim ins Gebirge. Merkwürdigerweise war der Ast jeden Morgen wieder "trübelt voll". Die Leute, zu denen das Bergmännlein kam, wunderten sich, warum dasselbe nie etwas von seinem Kirschengewinnen sage. Eines Abends durchsägte der Eigentümer des Baumes teilweise den Ast. Und richtig, in derselben Nacht stürzte der Zwerg mit dem Ast zu Boden. Darauf trat das Bergmännlein vor das Fenster des Hauses besagter Familie und rief:
Heute hierhar und nimmermehr dar!
Von da an habe es sich nie wieder sehen lassen. Auch sei der Baum noch lange Zeit hernach gestanden, aber habe fortan keine einzige Kirsche mehr getragen.
Das wilde Heer
Güggisgrat hat das Volk den Berggrat vom Niederhorn bis zum Gemmenalphorn treffend getauft, weil man von ihm aus weithin ins Land schauen oder guggen kann. Hier nun wie auf dem Seefeld und dem Hohgant seien in uralter Zeit viel schönere und ertragreichere Alpweiden gewesen als heute. Da und dort stunden Dörfchen und im Aellgäu, einer Alp am Hohgant, sogar eine Stadt. Und wie jetzt eine Strasse über die untere Bergterrasse führt, so habe sich damals vom Flösch (südöstlich vom Niederhorn) aus eine solche über die genannten Alpen bis ins Aellgäu und noch weiter hingezogen. Da kamen in wilder Gewitternacht heidnische Völker vom Unterland her, durchzogen die Bergstrasse bis ins Aellgäu, überfielen die dortige ahnungslose Stadt und ermordeten alle ihre Einwohner.
Infolgedessen flüchteten sich die Leute aus den Dörfchen, so dass ihre Wohnstätten im Laufe der Zeit verfielen. Jene wilden Horden fanden ob ihrer Freveltat keine Ruhe; denn kehrt heutzutage stürmisches Wetter ein, so müssen mit den Wolkenmassen des Justistales auch die alten Mörder erwachen und in ungestümem Jagen über den Grat zum Gemmenalphorn, Seefeld und Hohgant hintreiben, woselbst sie auf einen "Chlapf" (Schlag) verschwinden, bis sie das nächste Unwetter wieder aus ihrer Totenruhe weckt und mitreisst.
Zusammenfassung
Ueber den genauen Zeitpunkt der ersten Besiedelung ist nichts bekannt, doch deuten gewisse Flurnamen auf alemannische Ursprünge hin ("Wilgaringen", von Wilgar = heutiges Wildrigen). Zum ersten Mal findet Beatenberg Erwähnung in kirchlichen Urkunden von 1230. Bis 1860 wächst das Dorf nur langsam (989 Einwohner). Ausser der Landwirtschaft bietet praktisch nur der Kohlenabbau am Niederhorn eine Verdienstmöglichkeit.
Der endgültige Wandel vom armen Bergdorf zum vielbesuchten Kurort beginnt mit der Eröffnung der Strasse nach Interlaken im Jahr 1865. Viele bekannte Gäste, darunter Kaiser, Könige und bekannte Künstler besuchen Beatenberg, um hier das milde Klima, die reine Luft und das grossartige Panorama zu geniessen. Die Weltkriege und die dazwischen liegenden Krisenjahre bringen arge Rückschläge. Ein erneuter Wachstumsschub setzt in den 70er Jahren ein. Neue Ferien- und Appartementhäuser entstehen.
Wie viele andere Wintersportorte leidet auch Beatenberg heute unter der stetig steigen-den Schneefallgrenze. Deshalb setzt man vermehrt auf Alternativen wie Winterwandern und Schlitteln. Auch die Landwirtschaft wandelt sich. Während früher viele der für Beatenberg typischen Ahorne gefällt worden sind, werden sie heute von den Landwirten erhalten und gepflegt. Die Gemeinde selber strebt mit einer Landschaftsplanung eine optimale Entwicklung und Zusammenarbeit von Tourismus, Landwirtschaft und Naturschutz an.
Chronologie
???
Einer der wahrscheinlich am frühesten besiedelten Teile Beatenbergs ist das heutige Wildrigen. Der ursprüngliche Ortsname "Wilgaringen" (von Wilgar) deutet auf eine alemannische Besiedelung vor über tausend Jahren hin
1230
Erste urkundliche Erwähnung
1349
Bund der Leute von Grindelwald, Lütschental, Wengen, Grenchen, Mülinen, Wilderswil, Sachseten, Bönigen, Iseltwald, Habkern und "uffen Flue" (Beatenberg) zum erfolglosen Versuch, sich vom Kloster Interlaken und Staat Bern zu lösen
1439
Buss- und Bittgang zur Beatushöhle aus Anlass der Pest in Bern
1494
Die Augustinermönche des Klosters Interlaken veranstalten eine Sammlung im ganzen Kanton, um die Gebeine des Heil. Beatus gebührender unterbringen zu können
1528
Erfolgloser Aufstand der Oberländer gegen Bern, Einzug der Reformation und Aufhebung der Beatuskapelle als Wallfahrtsort
1534
Bau einer hölzernen Kirche an der Stelle, wo die heutige ref. Kirche steht
1535
Die Bäuerten Waldegg, Spirenwald und Schmocken setzen ihre gegenseitigen Grenzen fest
1565
Die asiatische Beulenpest (Schwarzer Tod) rafft innert 6 Monaten 114 Personen in Beatenberg dahin
1628
Innert 3 Monaten sterben 57 Menschen, davon 30 Kinder
1650 ca
Erste Schule in Beatenberg (Spirenwald). 1. Schulmeister ist Jakob Boss von Merligen
1669
Schmocken erhält eine Schule
1673
Bau der jetzigen ref. Kirche, was die Gemeinde in Zahlungsschwierigkeiten bringt: Der Staat Bern erlässt der Gemeinde daraufhin die ganze Schuld; die Gemeinde muss aber ihre Lehrer fortan selber bezahlen
1685
Waldegg erhält eine Schule
1699
Erstes noch vorhandenes Bäuertrecht entsteht, gültig für alle drei Bäuerten zusammen Sundlauenen erhält eine Schule
1768
Erster Krämer in Schmocken
1771
Beginn des Kohleabbaus am Niederhorn
1781
Trennung der Schulen Ruchenbühl und Sundlauenen.
1812
Die Kirche erhält eine Orgel
1822
Bau des ersten Schulhauses in Beatenberg (Spirenwald)
1826
Bau des Schulhauses Schmocken
1829
Bau des Schulhauses Ruchenbühl
1830
Erste Gastwirtschaft in Sundlauenen
1843
Erste Gastwirtschaft in Beatenberg
1851
Beginn des Baus einer Fahrstrasse von Interlaken nach Beatenberg
1856
Ein gewaltiger Hagelsturm und Niederschläge richten verheerende Schäden in Beatenberg und Sundlauenen an
Der Kohlenbergbau wird eingestellt
1875
Einrichtung einer Fahrpost zwischen Interlaken und Beatenberg Erster Arzt nimmt in Beatenberg ständigen Wohnsitz
1888
Bau der Drahtseilbahn Thunersee-Beatenberg (TBB)
1891
Die sogenannte Beatusglocke kehrt von der Kirche in Beatenberg in die Beatushöhle zurück, weil die hiesige Kirche ein neues dreistimmiges Geläut erhält
1902
St. Beatenberg wird zu Beatenberg
1904
Eröffnung der Beatushöhlen für Besucher
1934
Renovation der Kirche
1946
Bau der Sesselbahn Beatenberg - Niederhorn (SBN)
1949
Regelmässige Postautokurse erreichen Beatenberg von Interlaken West her
1956
Zusammenlegung der beiden Wasserversorgungsnetze der TBB und der Gemeinde
1957
Schaffung der Sekundarschule
1964
Ein Seewasserpumpwerk versorgt die untere Sundlauenen mit Trinkwasser
1966
Bau des Skilifts Hohwald mit neuartiger Linienführung
1969
Bau der katholischen Kirche
1970
Bau des Dorint Hotels Blüemlisalp
1980
Bau des Altersheims
1988
Bau des Gemeindehauses
1994
Neubau des Schulhauses Waldegg
1997
Eröffnung der Gruppenumlaufbahn Beatenberg - Niederhorn (SBN)
2005
Eröffnung der sanierten Thunersee-Beatenberg-Bahn (TBB)
Verkehrserschwerung
Verkehrserschwerung bei der Sagigrabenbrücke infolge Bauarbeiten vom 2. Mai 2023 bis Mai 2025
Birchistrasse
Gewichtsbeschränkung
Auf der Birchistrasse besteht eine Gewichtsbeschränkung bei der Brücke von 18 Tonnen.
Projektwebseite Beatenberg belebt
Informationen über das Projekt finden Sie unter www.beatenbergbelebt.ch
Strassennamenkarte
Karte mit neuen Strassennamen seit 01.01.2021
Allgemeine Gemeinde-Informationen sind unter Aktuell auffindbar!
Aktuelle amtliche Publikationen finden Sie unter dem Anzeiger Interlaken.
Baugesuche müssen Sie elektronisch einreichen. Über folgenden Link gelangen Sie auf eBau: http://www.be.ch/ebau
Weitere Informationen finden Sie unter: www.be.ch/projekt-ebau